„Der Sommer, wie er früher einmal war“: Kreis der „Erinnerungswerkstatt“ schwelgte in Erinnerungen
Von Dr. Birgit Richtberg
Unter dem Motto „Der Sommer, wie er früher einmal war“ fand am Mittwoch dieser Woche die alle 14 Tage durchgeführte „Erinnerungswerkstatt“ im Haus Schlossblick statt. Heiße Waffeln, Quetschsopp, Baden in den Bächen, Schauspiel- und Tanzgruppen – über das und mehr wurde in kurzweiliger Runde gesprochen.
Waffeln mit Quetschsopp
Wenn es richtig heiß war, dann gab es früher oft frisch gebackene Waffeln, wussten die Teilnehmer zu erzählen. Sie wurden damals auf dem Kohleherd gebacken. Die inneren Ringe der Herdplatte mussten herausgenommen werden, und ein Eisen mit Waffelmuster wurde dafür eingesetzt. Wenn der Teig darauf gegossen war, buk erst die eine Seite, dann wurde das Eisen gedreht, damit auch die andere Seite schön knusprig und goldbraun wurde.
Dazu gab es eingekochtes oder frisches Obst und häufig „Quetschsopp“. Dafür legte man am Abend vorher Dörrpflaumen (vom Vorjahr) in Wasser ein. Am nächsten Tag wurde das Wasser mit einem Päckchen Vanillepudding aufgekocht und die nun weichen Dörrpflaumen hinzugegeben. Wenn die Suppe kalt war, schmeckte sie wunderbar erfrischend zu den warmen Waffeln. In der Erinnerungswerkstatt gab es statt der Suppe Eis und Schlagsahne zu den Waffeln, was auch sehr lecker war.
Baden im Bach, Theatergruppe & Tanzgruppe
Ausgetauscht wurde auch die Erinnerung, dass die Kinder in den Sommern früher zum Baden in die Bäche im Ort gingen. Sie besorgten sich Bretter und stauten den Bach bis man darin schwimmen konnte. Besonders bekannt waren der Badeplatz am alten Wehr unterhalb der Lippmühle und in der Rinne vom Mühlgraben bei der Lichemühl (Herrenmühle).
Aber es fanden nach dem Krieg in Romrod auch viele kulturelle Ereignisse statt. Der Gatte der damaligen Apothekerin, Toni Meitzen, war von Hause aus Schauspieler. Er gründete in Romrod eine Theatergruppe, die auch über Romrod hinaus bekannt war. Viele Romröderinnen und Romröder entdeckten unter der kundigen Führung des gelernten Schauspielers ihre eigenen Talente. Es wurde gesungen, getanzt und natürlich auf der Bühne gespielt.
Daneben gab es in den fünfziger Jahren noch eine Tanzgruppe junger Mädchen, die von Mimi Pfeiffer ins Leben gerufen worden war. Im Sommer verlegte man am ehemaligen Wasserbassin (heute das Zuhause vieler Fledermäuse am Ende der Schillerstraße) einen Tanzboden. Dort gab es Aufführungen, es wurde gesungen und getanzt. Erfrischungen gab es an einem extra errichteten Holzhäuschen, das zur Kühlung nach hinten in die Erde gegraben worden war.
Musikalische Begleitung gesucht!
Nach dem fröhlichen Erzählen wurde der Wunsch nach einem Lied laut. Unterstützt durch Begleitung von dem Handy begab man sich zunächst mundartlich korrekt auf die „Schwäbsche Eisebahne“. Das war durchaus schwierig. Besser ging es dann auf Hochdeutsch und ohne Begleitung. Viele gute Sängerinnen und Sänger aus der Runde stimmten mutig an, manchmal hörte man sogar eine Oberstimme dazu. So gelangten wir an Pfingsten mit Bolle und seinem Jüngsten nach Pankow, als Bergvagabunden in sonnige Berge und schwindelnde Höhen, um dann festzustellen „Kein schöner Land in dieser Zeit“.
Eines war nach diesem schönen Nachmittag klar: Singen wollen wir noch öfters, musikalische Begleitung wäre wunderbar, aber bitte live! Wer macht mit?
Foto oben: Aufführung eines Theaterstücks am 3. August 1952 in Romrod; auf dem Foto zu sehen (von links): Liesel Kares, Lisel Stieler, Ulla Scheer, Hermine Hochberger, Helga Richtberg & Wilma Schejna.