Haus statt Turm: In Nieder-Breidenbach brütet ein Turmfalke im Blumenkasten
Von Klaus Schäfer (Text, Fotos) & Prof. Manfred Stumpf (Text)
Seit ein paar Wochen hat die Natur ein außergewöhnliches Naturschauspiel nach Nieder-Breidenbach gebracht – ein Turmfalke brütet direkt im Ort. Nicht irgendwo, sondern in einem Blumenkasten im ersten Stock eines Hauses, direkt an der nahegelegen Durchgangstraße. Selbst ein im Haus befindlicher Hund konnte den Turmfalken nicht von der Wahl des exotischen Nistplatzes abbringen.
Im Frühjahr beobachtete Lothar Brassel ein sonderbares Verhalten eines Turmfalken, der nahe dem Haus seine Kreise zog – seinerzeit aber maß er dem keine weitere Bedeutung bei. Als er aber nach seinem Urlaub die Blumenkästen neu bepflanzen wollte, fand er in einem Kasten ein Gelege mit einem Vogelei. Zunächst nur eines. In weiser Vorrausicht entschied sich Lothar Brassel, den Blumenkasten nicht zu bepflanzen.
Im Laufe der folgenden Tage erhöhte sich die Anzahl der Eier auf fünf Stück. Und da war klar: Ein Turmfalke hatte den Blumenkasten als Nest gewählt. Normalerweise bauen Turmfalken kein eigenes Nest, sie benutzen Nester von Krähen oder Elstern.
Sichtschutz ließ den Turmfalken ungestört brüten
Nachdem Lothar Brassel realisierte, dass er einen Gast hatte, baute er einen Sichtschutz auf, um den brütenden Vogel nicht zu stören. Durch einen kleinen Schlitz konnte er aber täglich das Treiben im Nest beobachten.
Nach und nach begannen dann aus den Eiern die kleinen Vögel zu schlüpfen. Die Mutter brachte dann aus dem Feld Futter wie Mäuse mit. In den darauffolgenden Wochen konnte man dem Wachsen der Vögelchen zusehen. Nach und nach bewegten sie sich auch in die Nachbarblumenkästen, die mit blühenden Geranien Schutz vor der Sonne und Deckung beim Beobachten boten. Ein aus dem Nest gefallenes Jungtier brachte er wieder zu seinen Geschwistern zurück.
Mittlerweile üben sie Flugbewegungen. In nächster Zeit werden sie dann das Nest verlassen und die große weite Welt erkunden.
„Neuigkeiten aus dem Fernsehen brachten Abwechslung in den Alltag“
Mit einem Augenzwinkern sagte der „Herbergsvater“: „Abends konnte sich die Mutter, vom Nachbarfenster aus, entspannt mit Neuigkeiten aus dem Fernsehen versorgen, sodass von Nachrichten über die abendliche Prime Time ein wenig Abwechslung in den Alltag kam“.