Licht, Luft und Sonne statt „Kleingärtner-Katastrophen-Schnitt“
Von Horst Blaschko
Eine Einführung in den Obstbaumschnitt hatte am gestrigen Samstag in Romrod der Heimat- und Kulturverein organisiert. Unter der fachkundigen Leitung von Manfred Schlosser wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vermittelt, auf was es beim richtigen Schnitt ankommt.
Den Anfang machte eine kurze theoretische Einführung in die natürliche Vielfalt und ökologischen Zusammenhänge des Lebensraums Obstbaumgarten. Wichtig immer, alle dort vorkommenden Tiere und Pflanzen im Blick zu haben und für jede Art Lebensräume zur Verfügung zu stellen – seien es Nisthilfen, Reisighaufen als Rückzugsräume oder die naturnahe Bewirtschaftung der Flächen. Insbesondere die mittlerweile immer häufiger genutzten „Roboterrasenmäher“ verhinderten naturnahen Lebensraum und bedrohten die dort vorkommenden Tierarten.
Im praktischen Teil erklärt der Experte, wie wichtig es sei, sich beim Obstbaumschnitt erst einen Gesamteindruck des Baumes und der Baumkrone zu verschaffen. Obstbäume benötigen einen ausgeprägten Mitteltrieb zur Stammbildung und starke gegeneinander versetzte Seitentriebe für das Fruchtholz. Darauf sei schon beim Pflanzschnitt zu achten. Beim sogenannten „Erziehungsschnitt“ wird die Grundlage für die Entwicklung der Baumkrone gelegt. In späteren Jahren erfolgt dann der Erhaltungsschnitt, um die entwickelte Baumkrone möglichst ertragreich zu erhalten. Schlosser erklärte, es sei in der Regel besser, wenige größere Schnittmaßnahmen durchzuführen, als viele kleine Schnitte.
In diesem Zusammenhang wurde scherzhaft der Begriff Kleingärtner-Katastrophen-Schnitt (KKS) geprägt. Damit ist die oft verbreitete Angst vor deutlichem Rückschnitt der Bäume gemeint. Ein starker Rückschnitt wirke sich aber oftmals positiv auf die Fruchtgröße aus und legt die Grundlage zur Erhaltung der Vitalität des Baumes. Licht, Luft und Sonne müssen in die Krone gelangen, um Entwicklung und Reife zu gewährleisten und um Beschattung und Fäule zu verhindern.
Abschließend entließ der Experte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Aufforderung, direkt im eigenen Obstgarten weiterzumachen und fügte scherzhaft hinzu, wer sich daheim noch nicht richtig traue, sollte es erstmal in der Nachbarschaft probieren.
Insgesamt eine gelungene und lockere Einführung in die Grundlagen der häuslichen Obstbaumpflege!