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Romrod feierte sein Wahrzeichen: 20 Jahre Hotel Schloss Romrod

000 - 13. Juli 2024 - 20 Jahre Hotel Schloss Romrod

Von Thomas Liebau

Es ist ein Ort mit altwürdiger Geschichte, zurückreichend bis ins 12. Jahrhundert zum Geschlecht der „Herren von Romrod“, ab dem 14. Jahrhundert zu den hessischen Landgrafen, fürstliche Jagdgelage, Kriege und Pest, Verwaltungssitz, Schlafstätte des russischen Zaren und der englischen Königsfamilie, Jagdresidenz für Nationalsozialisten, Unterkunft für Kriegsflüchtlinge, jahrzehntelanger Leerstand und Verfall, Wiederbelebung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ab 1996, Eröffnung von Hotel Schloss Romrod im Jahr 2004 – und genau dieser „20. Wiedergeburtstag“ des Schlosshotels wurde am Sonntag vor einer Woche im Ortskern Romrods kurzweilig und bei bestem Wetter gefeiert.

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Modernes Ambiente statt Hirschgeweihe

Was aber macht man mit einem Rucksack, der schwer wiegt ob der vielen hundert Jahre Geschichte, wenn man ein einstiges Jagdschloss in ein Nutzungskonzept des 21. Jahrhunderts überführen möchte? Quadratmetergroße Wandteppiche aufhängen? Geweihe früherer Jagden? Alte Schränke aufstellen, von denen man nicht weiß, ob sie wirklich mal Schloss standen und die – wortwörtlich – dem Brandschutzkonzept im Weg stehen? Nein, besser nicht, sagte Andreas Otterbein, der gemeinsam mit Nico Döring seit eben diesen 20 Jahren das „hôtel schloss romrod“ leitet, im Rahmen seiner Schlossführung. Über eine Stunde lang führte Otterbein interessierte Gäste durch alle Stockwerke des Schlosses und ließ keinen Zweifel daran, dass man dessen Geschichte detailreich kennt, schätzt und bewahren möchte – aber dass ein Schlosshotel zugleich auch kein Museum sein sollte. Die Geschichte des Schlosses sieht und spürt man ohnehin allerorten, im historischen Kaminzimmer etwa, im Renaissancezimmer mit der von der englischen Königin Viktoria geschenkten Kassettendecke, im Rittersaal aus der Renaissancezeit. Aber eine schlichte Farbgestaltung und moderne Lichttechnik schaffen dann eben doch ein anderes Ambiente als das Geweih eines vielleicht vor 150 Jahren im Zeller Jägertal erlegten Hirsches.

Vor 30 Jahren noch ein Ort des Verfalls

Vor 30 Jahren noch sah Schloss Romrod aus wie ein verwunschener Platz aus, wie ein romantischer Ort im Dornröschenschlaf, doch die Wahrheit war: Der Putz bröckelte tüchtig, Feuchtigkeit stand in Wänden und Böden, Decken und Fachwerk waren eingebrochen, das Mauerwerk zeigte tiefe Risse, auf der Wehrmauer wuchsen Bäume. Die über sechs Jahre dauernde und über 14 Millionen Euro (!) teure Restaurierung – die übrigens auch technisch Maßstäbe setzte -, war, man kann es nicht anders sagen, eine Erfolgsgeschichte; ursprünglich sollte im Schloss eine Bildungseinrichtung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Platz finden, tatsächlich aber entstand dann mit dem „hôtel schloss romrod“ eine moderne Event-Location, perfekt zum Feiern, Genießen und Brainstormen, wiederholt ausgezeichnet als Tagungs- und Eventhotel. Nicht jede Idee fand ihren dauerhaften Platz, man denke an das anfängliche Mittagstisch-Angebot, auch die havanabar 2059 würde manch einer wochentags sicherlich gerne mal wieder aufsuchen. Es bleiben die Events, auch für Romröderinnen und Romröder, etwa die sonntäglichen „gôurmet matinées“ und die zahlreichen Krimi-, Zauber- und Musical-Dinnershows.

„Es hat sich einiges getan, seit wir als blutige Anfänger das ehrwürdige Gebäude von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz anvertraut bekamen“, schrieben die beiden Hotel-Geschäftsführer Andreas Otterbein und Nico Döring 2014 in der Jubiläumsfestschrift „zum Zehnjährigen“. Die heutige Ehrenbürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg bescheinigte den beiden damals: „So hätte das sonst keiner gekonnt“. Aus den „blutigen Anfängern“ sind schon lange Profis geworden, und auch Birgit Richtberg hatte Recht  – denn nicht jeder hatte Andreas Otterbein und Nico Döring eine solche Entwicklung zugetraut. Die VR Bank Hessenland, dass darf man in diesem Zusammenhang auch mal sagen, hatte als einziger Finanzierungspartner ihren Hut in den Ring geworden und steht auch heute noch an der Seite des Teams.

Das Schloss begründete den neuen Ortsmittelpunkt

Aus städtebaulicher Sicht kann das „Schloss 2.0“ als neuer Ortsmittelpunkt Romrods gar nicht hoch genug gewichtet werden, denn mit Schlossmuseum (zugleich Sitz des Vereins „Lutherweg in Hessen“), Synagoge, Mehrgenerationenhaus, Schmiede, Hofreite und schließlich dem Pflegeheim „Schlossblick“ entstand in den Folgejahren um das Schloss herum ein Kranz von Einrichtungen, die das heutige Ortsbild Romrods prägen. Die im 17. Jahrhundert erbaute Schlosskirche einbezogen, kann man dieses Ensemble selten besser zusammen erleben als zum alljährlichen Weihnachtsmarkt – und bekanntlich sollen auch die Alte Gendarmerie als neuer Rathaus-Sitz und die angelagerte Remise von der Stiftung Deutscher Denkmalschutz instandgesetzt und von der Stadt und privaten Interessenten angemietet werden. Das schließt die „Durchgangslücke“ zwischen Neuer Straße und Schlossallee und macht Geschichte durch Gebäude sichtbar.

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Festakt brachte 4.000 Euro für „Lichtermeer Stiftung“

Während draußen der Flohmarkt startete und sich zunehmend Gäste an den kulinarischen Ständen sammelten, führten im großen Rittersaal Andreas Otterbein und Nico Döring einige Dutzend geladene Gäste durch den kurzweiligen und Festakt „zum Zwanzigjährigen“. Man sprach über die Anfänge, vor allem aber über die letzten zehn Jahre – über die Hofreite, die Betreiberkooperation mit der Villa Raab, die Krisenzeiten während Corona-Pandemie und andauerndem Ukraine-Krieg, zugleich über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Klar wurde: Wer Menschen zusammenbringt und ein Team orchestriert, in dem Menschen aus 18 Nationen arbeiten, dem kann ein gesellschaftlicher Rechtsruck nicht egal sein. Landrat Dr. Jens Mischak und Bürgermeister Hauke Schmehl ließen ihre vorbereiteten Reden in der Tasche und bestärkten die beiden Geschäftsführer, ihren Weg so weiterzugehen. Einige Ehrungen gab’s auch – nämlich für lange und verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ein interaktives Quiz rund um Schloss Romrod und Villa Raab und deren Freunde und Partner schloss sich an. Für jede richtige Antwort gab’s 5 Euro für die von Tanja Bohn ins Leben gerufene „Lichtermeer Hospiz- und Palliativstiftung“, die in Alsfeld das erste stationäre Hospiz im Vogelsbergkreis errichten möchte. Villa-Geschäftsführer Bastian „Zwegat“ Heiser machte fleißig Striche am Flipchart und rechnete am Schluss knapp 1.000 Euro zusammen. Dabei sollte es nicht bleiben: die Metzgerei Becker, das Schloss-Team und die VR Bank Hessenland stockten um jeweils 1.000 Euro auf – macht unterm Strich 4.000 Euro für das geplante Hospiz!

Unterhaltung & Genuss für die Besucher

Draußen wurde indes aufgetischt: die Küchencrew servierte Leckereien, Claudia Heiser kredenzte Weine, am Zapfhahn gab’s Pale Ale und Kellerbier vom Atelier Vrai, also von der von Nico Döring gegründeten Craft-Brauerei. Heimischen Honig gab’s von den Imkereien Bing und Lehmann, der Zauberkünstler Carsten Skill sorgte für Staunen, in der Hofreite wartete eine Fotobox, die Tombola mit tollen Preisen war ausverkauft, die Freiwillige Feuerwehr Romrod veranstaltete Wasserspiele für Jung und Alt und sorgte mit einer Feuerwehr-Hüpfburg für Spaß, die Spielleute „Herzblut“, „Lupus von der Haydau“ und „Ysa vom Klostergarten“ unterhielten mit mittelalterlichen Klängen. Zum 25jährigen packen die umtriebigen Schlossgeister hoffentlich noch die Party am Samstagabend mit rein. Bis dahin: alles Gute!

PS: Wer mehr über die alte Geschichte des Schlosses erfahren möchte, dem sei die Publikation „Schloss Romrod“ von Gerhard Bing ans Herz gelegt. Restexemplare der aus dem Jahr 2002 stammenden Auflage sind für 5 Euro an der Stadtverwaltung erhältlich.

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