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Trockenheit legt Grundrisse des „Jägertals“ frei – Die Geschichte des Jagdlagers

Das Jägertal bei Romrod-Zell (800x300)

Von Otto Ling (Text) & Maximilian Kraußmüller (Drohnen-Aufnahmen)

Fährt man in diesen Tagen von Zell aus Richtung Ehringshausen, so entdeckt man kurz hinter der Autobahn zwischen Straße und Göringer Bach auf der Wiese merkwürdige Linien, Rechtecke und Quadrate, die sonst dort nicht sichtbar sind. Es sind die alten Grundrisse eines früheren Jagdlagers des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen Darmstadt.

Zur Geschichte: Während der langen Regierungszeit des Landgrafen Ernst Ludwig (1678-1739) geriet das Romröder Schloss, an dem bisher nur die nötigsten Ausbesserungen vorgenommen worden waren, nach und nach in Verfall. Hatte man doch damals selbst kein Geld, um das begonnene Darmstädter Schloss ausbauen zu können. Da man aber für den Jagdaufenthalt in Romrod einer angemessenen Wohnung für den Landgrafen nicht entbehren konnte, und der Landgraf wie auch der damalige Erbprinz, der spätere Landgraf Ludwig VIII., eifrige Jäger waren, gab der Landgraf schließlich dem Drängen seines Sohnes nach und ließ 1721/22 durch seinen Baumeister ein Jagdlager im Göringer Grund errichten.

Anlage umfasste 13 Gebäude

So entstand das „Jägertal“, eine Gebäudeanlage, die später zu einem Lieblingsaufenthalt, des jagdliebenden Landgrafen Ludwig VIII. wurde. Landschaftlich herrlich gelegen in den großen Buchenwäldern und den klaren Bächen des Vogelsberges wie Göringer Bach, Gleenbach, Ohm und Felda, mit zahlreichen Fischteichen wie Buchhölzer-, Heiligen-, Wasch- Mehlbacher- und Backofenhausteich, war dieses Lager zur Jagd- und Lebensfreude wie geschaffen. Die Bauausführung des „Landgrafenhauses“ mit weiteren 13 Gebäuden stand im krassen Gegensatz zu der Armut der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg.

Das Jägertal bei Romrod-Zell
Das Jägertal bei Romrod-Zell um 1850 (Abbildung aus: Carl Friedrich Günther: Bilder aus der Hessischen Vorzeit: Mit 51 Tafeln Abbildungen, Darmstadt 1853).

Jedes Jahr zur Hirschbrunft im Spätherbst fuhr der Landgraf mit großem Gefolge ins Jägertal. Alles wurde zur Jagd vorbereitet. Pirschpfade, Wege und Schneisen wurden instandgesetzt, und kein Bewohner der umliegenden Dörfer durfte diese Gegend betreten. Eng verbunden waren nach getaner Jagd die Festgelage, denn Ludwig VIII. liebte Jagd, Musik und Geselligkeit. Bei einem der Gelage verzehrte der Landgraf mit einem Gefolge von 98 Personen binnen ungefähr drei Wochen 263 Pfund Hecht, 727 Pfund Karpfen, 126 Pfund Forellen, 25 Pfund Barsch, 54 Pfund Aal, 2.172 Stück Krebse, die alle in den dortigen Gewässern gefangen wurden. Außerdem musste das Amt Alsfeld noch für 133 Goldgulden Lebensmittel und vor allem Federvieh liefern. Für dieses Geld konnte man damals 1.800 Hühner kaufen.

Sein Sohn Ludwig IX. (168-1790) huldigte auch der Jagd und kam anfänglich auch ins Jägertal. Er erkannte aber den großen Schaden für die Finanzen seines Landes und des   Bauernstandes und so verlor sich allmählich sein Interesse für das Jägertal und das Romröder Schloss. So kam es, dass Teile des Schlosses verfielen und wegen Baufälligkeit schließlich abgerissen werden mussten. Das war auch der Anfang vom Ende des Jägertales.

Abbruch erfolgte 1797

Nachfolger Landgraf Ludwig X. ließ die Gebäude des Jägertals 1797 auf Abbruch verkaufen. Aus Materialien des Abbruchs wurden Teile des Gestütsgebäude in Neu Ulrichstein, das Hotel „Zum Stadtpark“ in Alsfeld in der Grünberger Straße und die Kirche in Otterbach erbaut. Nur etwas mehr als 1.000 Gulden erbrachte der ganze Abbruch der 14 Gebäude. Die letzten sichtbaren Reste der einstigen Herrlichkeit verschwanden durch den Bau der Autobahn und die Zeller Flurbereinigung in den Jahren 1937 bis 1939. Geblieben aber sind die sichtbaren Grundrisse in sehr trockenen Jahren.

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