Ehemalige Synagoge Romrod
Vom bäuerlichen Wohnhaus zur Synagoge
Im Ortskern von Romrod, neben dem Schlossmuseum, liegt die ehemalige Synagoge. 1722 als bäuerliches Wohn- und Wirtschaftsgebäude gebaut, kaufte 1837 die israelitische Gemeinde das Haus und baute es bis zum Jahr 1843 zu einer Synagoge mit Schulraum, Lehrerwohnung und Bad um.
Aus der alten Scheune wurde ein Synagogensaal mit einer Empore im Obergeschoss, in der nordöstlich befindlichen Kammer im Erdgeschoß wurde ein rituelles Tauchbad, eine Mikwe, eingerichtet.
Das Gebäude
Die ursprüngliche Bausubstanz ist in den wesentlichen Teilen nicht verändert worden. Das an der Gebäuderückseite einsichtige Fachwerk besteht aus einem regelmäßigen Verband von gerade geschnittenen Hölzern mit beachtlichem Querschnitt. Die Eckständer werden von Mannfiguren verfestigt. Die straßenseitige Fassade war mit Blechplatten verkleidet, ein Geschoßüberstand ist deutlich ausgeprägt. Die rechts angesiedelte Tür führte in die Synagoge, die zentral angelegte zweiflügelige Tür erschloss den Flur. Von der Hinterseite des Gebäudes gelangte man in die Mikwe.
Durch die bis heute erhaltene Innenausstattung ist die ehemalige Synagoge ein religionsgeschichtliches Denkmal ersten Ranges. Erhalten ist die klassizistische Synagogeneinrichtung, die vom Kreisbaumeister Sonnemann 1843 entworfen wurde sowie die Unterkonstruktion des Thoraschreines und der gesamten Emporenanlage.
Die israelitische Gemeinde von Romrod
Die israelitische Gemeinde von Romrod hatte seit ihrem Bestehen (seit 1798) ihren höchsten Mitgliederbestand im Jahre 1830 mit 47 Mitgliedern. Danach nahm die Zahl der Einwohner jüdischen Glaubens nach und nach ab. Vermutlich um 1900 wurde der eigenständige jüdische Schulunterricht eingestellt. Die Kinder jüdischen Glaubens besuchten von nun an wieder die öffentliche Schule. In den 1930er Jahren fanden dann auch keine Gottesdienste mehr statt.
Die vier übrig gebliebenen Mitglieder David Lorsch, Adolf Stern, Leopold Fischer und Isidor Lorsch verkauften das Anwesen im Oktober 1935 an einen christlichen Landwirt (Verkaufspreis 5.000 Reichsmark), da sich die Gemeinde (mit Genehmigung des zuständigen Rabbiners Dr. Sander) im selben Jahr auflöste. In der Folgezeit wurde das Gebäude von neuen Eigentümer als Scheune und Abstelle benutzt.
Bis 1938 verlassen alle jüdische Familien Romrod
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 setzten auch in Romrod tätliche Übergriffe und Überfälle auf die 3 verbliebenen jüdischen Familien durch ortsansässige Nazis ein. Vermutlich deshalb beschlossen die Familien Fischer, Lorsch und Stern die Gemeinde aufzulösen und Romrod zu verlassen. Die vier Mitglieder des Gemeindevorstands David Lorsch (Vorsteher), Adolf Stern, Leopold Fischer und Isidor Lorsch verkauften das Anwesen im Oktober 1935 an einen Romröder Landwirt (Verkaufspreis 5000 Reichsmark), nachdem sich die Gemeinde (mit Genehmigung des zuständigen Rabbiners Dr. Sander) im selben Jahr aufgelöst hatte. Bis Ende 1938 verlassen die jüdischen Familien Fischer, Lorsch und Stern nach und nach Romrod.
Lesetipp: Über die jüdische Geschichte im Vogelsbergkreis informiert der Förderverein zur Geschichte des Judentums im Vogelsberg e.V. auf der Website http://juedische-geschichte-vogelsberg.de/
2003 bis 2005: Sanierung der Synagoge
1992 erwirbt die Stadt Romrod das Anwesen. Fördermittel der europäischen Union und des Hessischen Landesamts für Denkmalpflege ermöglichen die denkmalgerechte Sanierung der ehemaligen Synagoge in den Jahren 2003 bis 2005. Heute können sich im Betsaal der Synagoge Paare standesamtlich trauen lassen (siehe Standesamt im Gemeindeverwaltungsverband).