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Zweite Erzählrunde des MGH im Schloss-Museum Romrod – Schulgeschichte lebendig erzählt

„Als ich in die Schule kam…“

Am Donnerstag, 20. Oktober, findet um 15 Uhr die nächste Erzählrunde mit Birgit Richtberg statt. Veranstalter sind das Mehrgenerationenhaus und der Heimat- und Kulturverein Romrod. Bei Kaffee und Kuchen soll an diesem Nachmittag erzählt werden, „wie es früher so war, als man in die Schule kam und wie es heute ist“, kündigt Birgit Richtberg an. Alle, die sich darüber austauschen wollen, sind herzlich eingeladen.

Alte Schulhäuser

„Das Thema Schule verbindet so gut wie jeden von uns“, sagt Birgit Richtberg. „Denn fast alle sind schon einmal zur Schule gegangen.“ Entweder gerade erst frisch vor einigen Wochen zum ersten Mal oder es ist vielleicht auch schon lange her. „Auch hier in unseren Gemeinden gab es im Laufe der Zeit spannende Entwicklungen der Schulen vor Ort, weiß Richtberg, die sich für die neue Erzählrunde intensiv mit der Geschichte der Schule befasst hat. Die Mittelpunktschule am Berg in Romrod zum Beispiel kennen die meisten. Aber wer weiß, wo die älteren Schulhäuser standen?“ In Romrod gab es vorher drei andere Schulhäuser, ebenso in Zell und Ober-Breidenbach, während man für Strebendorf und Nieder-Breidenbach von zwei unterschiedlichen Schulhäusern berichtet“, weiß Richtberg. Die letzten Schulen, vor dem Bau der neuen Mittelpunktschule, werden heute in Nieder-Breidenbach, Ober-Breidenbach und Strebendorf als Dorfgemeinschaftshäuser genutzt. In Zell erfolgte eine Umnutzung zum Wohnhaus und in Romrod zum Rathaus und zur Evangelischen Kindertagesstätte.

Vom Privileg zur Pflicht

„Im Mittelalter war es nicht selbstverständlich, dass Kinder zur Schule, damals der Klosterschule, gingen“, sagt Richtberg. Häufig war es denen vorbehalten, deren Familien dafür bezahlen konnten und die nicht darauf angewiesen waren, dass auch die Kleinsten für das tägliche Brot mitarbeiten mussten. Später, im Rahmen der Reformation, setzte sich Martin Luther in seiner Schrift An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen (1524) dafür ein, dass Bildung nicht nur ein Privileg für wenige, sondern allgemeine Schulen für Mädchen und Jungen gegründet werden sollten. Dieser Gedanke wurde in einigen protestantischen Landesteilen, beispielsweise in Straßburg und in Württemberg, schon bald sehr vorbildlich umgesetzt. „Dass Kinder zur Schule gehen mussten, also ‚zur Schule gehen‘ sich vom Privileg zur Pflicht entwickelte, ist erstmals historisch 70 Jahre später belegt“, weiß Birgit Richtberg. Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken führte 1592 als erstes Territorium der Welt die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Knaben ein. „Unterstützt wurde die Entwicklung zum „Anrecht auf Schule“ durch das Gedankengut der Aufklärung, in dem der Bildungs- und Erziehungsgedanke eine wichtige Rolle spielte“, weiß Richtberg.

Von geschichtlicher und auch für das Ausland beispielgebender Bedeutung sei die Entwicklung in Preußen. Die „Principia regulativa“ des Königs Friedrich Wilhelm I. vom 28. September 1717 wurde für ganz Preußen durch das Generallandschulreglement Friedrichs des Großen von 1763 bestätigt. In ganz Deutschland wurde die Allgemeine Schulpflicht während der Weimarer Republik 1919 erstmals eingeführt. Es muss jedoch festgestellt werden, dass bis heute alles, was mit Schule zusammenhängt, also auch die Schulpflicht, unter die Kulturhoheit der Länder fällt und in den jeweiligen Landesgesetzen geregelt ist.

Seit 1963 eine Schule für alle Ortsteile

„Zunächst war es also ein langer Weg von der Möglichkeit in die Schule gehen zu dürfen, bis dazu, tatsächlich in die Schule gehen können“, sagt Birgit Richtberg. Denn es gab nicht überall Schulhäuser oder auch Schullehrer. Immerhin startete man in Romrod schon in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts, so berichten Klaus Decher und Gerhard Bing im Heimatbuch von Romrod. Es folgten Zell und Ober-Breidenbach im 17. Jahrhundert. Die Kinder aus Strebendorf mussten bis zum Jahr 1800 nach Ober-Breidenbach und die Kinder aus Nieder-Breidenbach bis 1770 nach Romrod zur Schule gehen. Weil der Weg im Winter zu lang und zu beschwerlich war, wurden schließlich auch hier eigene Schulen begründet. Die eigenständigen Schulen in den Dörfern endeten mit der Inbetriebnahme der Mittelpunktschule Antrifttal in Romrod im Jahr 1963.

„Heute ist es für manche Schüler eine lästige Pflicht in die Schule zu gehen“, sagt Birgit Richtberg schmunzelnd. Es kann sogar vorkommen, dass die Schulpflicht mit Polizeiunterstützung durchgesetzt werden muss. „Das mutet verwunderlich an“, findet sie. „Denn in vielen Ländern der Welt ist das Recht auf Bildung für Mädchen und Jungen bis heute nicht umgesetzt. Dabei ist Bildung ist ein Menschenrecht.“ Jedes Kind hat das Recht auf eine Schulausbildung und jeder Mensch ein Anrecht darauf, seine grundlegenden Lernbedürfnisse zu befriedigen – ein Leben lang.

Was bedeutet das heute noch? Wie wichtig war es für die Kinder von vor siebzig Jahren? Diese Fragen sollen am 20. Oktober mit Unterstützung von Bildern erzählt und diskutiert werden. Wer eigene Bilder zur Verfügung stellen möchte, kann diese bis spätestens zum 17. Oktober bei Horst Blaschko in der Neuen Straße 34 in Romrod abgeben oder ihm bereits digitalisiert zusenden an: Horst.Blaschko@t-online.de.

Bei Fragen ist Horst Blaschko unter 0160/95637257 zu erreichen. „Die Bilder können dann auf einer großen Leinwand gezeigt werden, damit die Geschichten ‚Als ich in die Schule kam‘ lebendig werden“, so Richtberg.

 

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